Proceedings of the Prehistoric Society


ZUSAMMENFASSUNGEN, VOLUME 68, 2002


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 Wertvoll und nützlich: Obsidianartefakte des mittleren Holozäns aus West-Neubritannien, Papua Neu Guinea
Prähistorische Sammler und Bauern in Südostasien: Erneute Forschungen in der Niah Höhle, Sarawak
Götterwagen? Landschaft und Bildsymbolik in Frännarp, Schweden
Ein neolithischer Verbindungsweg in Torfablagerungen in Silvertown, London
Zwischen Bergen und Meer: eine Rekonstruktion der neolithischen Monumente von Südwestschottland
Ausgrabung einer neolithischen Holzplattform, Stirlingshire
Das Beste draus machen: später prähistorischer Pastoralismus in der Avon-Ebene, Severn-Mündungsgebiet
Untersuchung antiker Überreste von Landbau von Hengistbury Head, Fundplatz 6, Christchurch, Dorset
Einen erhöhten Standpunkt einnehmen: kontinentale Höhenburgen in bronzezeitlichem Kontext
Felskunst und die Geschichte des Puritjarra Felsabris, Cleland Hills, Zentralaustralien
Landschaft, Ökologie und Mentalités: eine Langzeitsicht auf Entwicklungen in der Meuse-Demer-Scheldt-Region
Visuelle Kultur im prähistorischen Südostitalien
Das mesolithische Erbe: eine Gegenüberstellung neolithischer Monumentalität in Ost- und Westschottland Von Denise Telford


Wertvoll und nützlich: Obsidianartefakte des mittleren Holozäns aus West-Neubritannien, Papua Neu Guinea
Von Nick Araho, Robin Torrence und J. Peter White

Auffällige Obsidianartefakte aus West-Neubritannien treten von 3950 cal BC auf und verschwinden plötzlich um 1650 cal BC. Wir sind der Auffassung, dass sie ein breites Spektrum von Bedeutungen für ihre Nutzer hatten und ihre Rolle sowohl in funktionalem als auch zeremoniellem Kontext spielten, ähnlich jüngeren geschliffenen Steinäxten aus dem Hochland Neu Guineas. Deshalb stellen sie den frühesten Nachweis für Wertgegenstände in Papua Neu Guinea dar. Wir werten hier Studien zur Technologie, räumlichen Verteilung und chemischen Zusammensetzung aus, zusammen mit Überlegungen zu Fragilität und Aussehen, um verschiedene Modelle zu ihrer Funktion als Gebrauchsgegenstände wie auch als Austauschgüter zu bewerten. Waren viele Artefakte sicherlich nützliche Werkzeuge innerhalb einer mobilen Siedlungsweise, wurden andere offensichtlich für einen speziellen Gebrauch reserviert, und viele mögen sowohl in funktionalen als auch in zeremoniellen Sphären in Aktion getreten sein.

 

Prähistorische Sammler und Bauern in Südostasien: Erneute Forschungen in der Niah Höhle, Sarawak
Von Graeme Barker

Der Beitrag beschreibt die ersten Ergebnisse erneuter Forschungen in der Niah Höhle in Sarawak auf der Insel Borneo, die berühmt ist für die Entdeckung des ca. 40.000 Jahre alten Schädels "Deep Skull" im Jahr 1958. Die archäologische Schichtenfolge vom "West Mouth" und den anderen Eingängen des Höhlenkomplexes, die von Tom und Barbara Harrisson und anderen untersucht wurden, können für drei wichtige Debatten der Vorgeschichtsforschung in Südostasien von Bedeutung sein: die Datierung der ersten Besiedlung durch anatomisch moderne Menschen; ihre Subsistenzmittel im späten Pleistozän und frühen Holozän; und die Datierung und Art sowie die Gründe des Übergangs vom Sammeln zum Ackerbau. Das neue Projekt liefert Beiträge zu allen drei Debatten. Die besondere Bedeutung der Niah-Stratigraphien wurde weithin anerkannt - einschließlich von Tom Harrisson selbst - da die Fundstelle eine kontinuierliche Besiedlungsfolge über die letzten 40.000 Jahre lieferte. Das gegenwärtige Projekt verweist darauf, dass Niah wohl zuerst vor mindestens 45.000 Jahren genutzt wurde, wahrscheinlich sogar früher; dass die nachfolgenden Besiedlungen des Peistozäns und Holozäns von höchst unterschiedlicher Intensität und Art waren; und dass die Höhlen während bestimmter Perioden - von vielleicht größerer Dauer - mehr oder weniger verlassen waren. Die kulturelle Abfolge, die aufgrund der neuen Forschungen aufgestellt werden kann, ist vielleicht eher typisch für die Nutzung von Höhlen in tropischen Regenwäldern in Südostasien als das Harrisson-Modell.

 

Götterwagen? Landschaft und Bildsymbolik in Frännarp, Schweden
Von John Coles

Die Felsgravuren von Frännarp sind seit einem Jahrhundert bekannt und waren Gegenstand zahlreicher Berichte, die sich alle auf eine detaillierte Darstellung von bronzezeitlichen Wagen konzentrierten. Eine neue Aufnahme der Bilder hat die Existenz vieler verblasster Gravuren offenbart, einschließlich kleiner Wagen, vieler Scheiben, sowie einer Reihe paarweise auftretender Tiere für die bekannten Wagendarstellungen. Feldbegehungen rund um den Fundplatz zeigen eine dichte Konzentration von Gräbern und anderen Monumenten in unmittelbarer Nähe. Frännarp muss als besonderer Fokus gedient haben für diesen Ort, aber auch für eine größere Kulturlandschaft, und ein Landweg lässt sich feststellen, der den Zugang auch aus entfernteren Regionen ermöglicht haben kann.

 

Ein neolithischer Verbindungsweg in Torfablagerungen in Silvertown, London
Von A.D. Crockett, Michael J. Allen und Robert G. Scaife

Ausgrabungen in der Fort Street in Silvertown, London, führten zur Entdeckung eines kurzen Abschnitts eines prähistorischen Weges, der in die Schwemmebene der Themse gebaut worden war. Zwei Pollenprofile wurden aus dem Torf gewonnen zusammen mit vier Radiokarbondaten, davon zwei vom Verbindungsweg selbst, eines nahe der Unterkante des Torfs und eines nahe der Oberkante. Diese Daten deuten an, dass der Weg im frühen Neolithikum gebaut worden war und die Torfbildung im Neolithikum und in der Bronzezeit stattfand. Der Verbindungsweg ist von großer Bedeutung, da er die früheste bekannte Konstruktion dieser Art ist, die bisher im Raum London entdeckt wurde.

 

Zwischen Bergen und Meer: eine Rekonstruktion der neolithischen Monumente von Südwestschottland
Von Vicki Cummings

Seit vielen Jahren werden die Kammergräber Südwestschottlands als wichtig für das Verständnis des Ursprungs von Monumentalität in Britannien erachtet. Die Forscher konzentrierten sich vor allem auf die Klassifikation dieser Monumente um zu verstehen, wie sich Vorstellungen vom Neolithikum entlang der Irischen See und über diese hinweg verbreitet haben mögen. Jedoch scheint die Klassifikation dieser Monumente deutlich problematischer zu sein als angenommen. Hierfür spricht unter anderem die Entdeckung komplexer und variabler Bauabfolgen bei den Ausgrabungen einer Reihe dieser Monumente. Dieser Artikel stellt die Ergebnisse einer Untersuchung der Kulturlandschaft der Kammergräber in Südwestschottland vor. Er geht davon aus, dass ein Landschaftsansatz das Verständnis der Klassifikation und des Gebrauchs dieser Monumente fördern kann. Darüber hinaus kann die Platzierung der Monumente innerhalb der Landschaft uns auch Hinweise auf die Natur des Neolithikums in diesem Teil Schottlands geben.

 

Ausgrabung einer neolithischen Holzplattform, Stirlingshire
Von Clare Ellis, Anne Crone, Eileen Reilly und Paul Hughes

Der neolithische Fundplatz Parks of Garden in Südschottland liegt auf einem schmalen keilförmigen Stück Torfland, das an einen eiszeitlichen Moränenkamm grenzt, der sich über das Tal des Upper Forth Rivers erstreckt. Der Fundplatz umfasst eine schnell erbaute kleine Holzplattform, die nach 3340-2920 cal BC datiert wird, also ins schottische Frühneolithikum. Die Plattform könnte als kurzfristiges Jagdversteck und als Platz zur Vorbereitung auf Jagd- und Sammelexpeditonen ins Moor und in die Salzmarschen der Umgebung gedient haben.


 

Das Beste draus machen: später prähistorischer Pastoralismus in der Avon-Ebene, Severn-Mündungsgebiet

Von Julie Gardiner, Michael J. Allen, Sheila Hamilton-Dyer, Moira Laidlaw, und Robert G. Scaife

Die Kombination von archäologischer und paläogeographischer Feldforschung in der Avon-Ebene in Westengland ermöglichte ein besseres Verständnis der komplexen holozänen Sedimentation in diesem Teil des Severn-Mündungsgebietes sowie der engen Beziehungen zwischen dem oberen Abschnitt dieser Schichten und den Möglichkeiten der Ausbeutung dieser Feuchtbodenregion während später prähistorischer und römisch-britischer Perioden. Dieser Artikel untersucht diese Beziehungen, wobei er sich besonders auf zwei eisenzeitliche bis römisch-britische Fundplätze konzentriert. Beide Orte, Hallen und Northwick, scheinen kurzlebig gewesen und nur saisonal genutzt worden zu sein um ergiebige Weideflächen zu nutzen, doch fand diese Nutzung während verschiedener Zeiten und innerhalb recht verschiedener Systeme der Landnutzung statt. Der Artikel schließt mit einer Modellskizze der Nutzung der Avon-Ebene vom Neolithikum bis zur römisch-britischen Zeit.

 

Untersuchung antiker Überreste von Landbau von Hengistbury Head, Fundplatz 6, Christchurch, Dorset

Von Helen Lewis

Ausgrabungen in Hengistbury Head, Fundplatz 6 (Dragonfly Ponds), in den Jahren 1984 bis 1985 deckten eine seltene Abfolge von Spuren von Anbau auf, die Spatenspuren aus Perioden vor der späten Eisenzeit bis in römisch-britische Zeit ebenso umfassen wie einen damit verbundenen Kulturboden, der unter vermutlich römisch-britischen Pflugspuren und einem weiteren Kulturboden liegt. Kleinflächige Ausgrabungen zur mikromorphologischen Bodenuntersuchung dieser Spuren und Böden wurden 1997 durchgeführt als Teil eines größeren Projekts zur Identifikation und Charakterisierung prähistorischen Anbaus anhand von Bodenindikatoren im Feld und im Dünnschliff. Indikatoren für Profilumkehrung, die innerhalb von Werkzeugspuren beobachtet wurden deuten an, dass der Spatenspuren-Horizont "double-digging" aufweist, und dass die Pflugspuren wahrscheinlich durch nach-römisches Pflügen mit einem Streichbrettpflug entstanden.

 

Einen erhöhten Standpunkt einnehmen: kontinentale Höhenburgen in bronzezeitlichem Kontext

Von Margarita Primas

Dieser Beitrag wurde als Europa-Vorlesung 2001 gehalten

Gräben, Wälle und Palisaden sind in Kontinentaleuropa bereits seit dem frühen Neolithikum existent, doch kommt es im Verlauf des 2. Jahrtausends BC zu wichtigen Veränderungen. Ein Überblick über das Spektrum datierter Fundplätze in Mitteleuropa zeigt, dass die Ausbreitung der Metallverarbeitungstechnik der verbreiteten Besiedlung von Anhöhen vorausgeht. Höhensiedlungen an Kreuzungen und Furten haben sich als ein dauerhaftes Merkmal erwiesen, auch wenn Ortsverlagerungen häufig vorkommen. Die Motivation für die Errichtung von Mauern und Wällen war wohl nicht immer gleich. Bestimmte Mauern wurden offensichtlich gebaut, um aus der Ferne gesehen zu werden. Sie können daher als Zeichen der Präsenz und/oder Exponiertheit erklärt werden. In anderen Fällen verdient der Aspekt der erhöhten Sicherheit besondere Aufmerksamkeit. Die breite Vielfalt in Größe und regionaler Lage von Höhenburgen sowie die unterschiedlichen Spuren der Nutzung machen jede einheitliche Erklärung unbrauchbar.


 

Felskunst und die Geschichte des Puritjarra Felsabris, Cleland Hills, Zentralaustralien

Von E. Rosenfeld und M.A. Smith

Elaborierte, religiös sanktionierte Beziehungen zwischen Mensch und Ort gehören zu den deutlichsten Merkmalen im Australien der Aborigines. In der australischen Wüste bilden Felsmalereien und -gravuren eine greifbare Verbindung zur totemistischen Geographie und erlauben die Untersuchung sowohl von Veränderungen der Rolle individueller Orte als auch von Entwicklungen dieser Mensch-Raum-Beziehungen. In diesem Beitrag dient die Felskunst der Untersuchung der wechselnden Geschichte des Puritjarra Felsabris in Westzentralaustralien. Die Produktion von Pigmentkunst und Gravuren an diesem Abris scheint um 13.000 BP aufgenommen worden zu sein und deutet die wachsende Beschäftigung der Menschen mit der Nutzung graphischer Kunst für die Aufzeichnung ihrer Beziehungen zu diesem Ort an. Während des letzten Jahrtausends dokumentieren Veränderungen im überlebenden Bildfries von Puritjarra fundamentale Veränderungen im graphischen Vokabular, Stil und in der Komposition der Bilder. Diese stimmen mit anderen Hinweisen für Veränderungen in den geographischen Verbindungen dieses Ortes überein. Die Geschichte dieses Felsabris zeigt, dass eine detaillierte Geschichte jedes Fundplatzes notwendig ist, wenn wir die Entwicklung zentralaustralischer graphischer Systeme aus der zeitlichen und räumlichen Variabilität ihrer Ausdrucksformen herauskristallisieren wollen.

 

Landschaft, Ökologie und Mentalités: eine Langzeitsicht auf Entwicklungen in der Meuse-Demer-Scheldt-Region

Von Nico Roymans und Fokke Gerritsen

Diese Studie stellt eine Untersuchung der Langzeitdynamik in Bezug auf Siedlungsweise und Landschaft in der Meuse-Demer-Scheldt-Region (südliche Niederlande/nördliches Belgien) vor auf der Basis der Ergebnisse mehrerer Jahrzehnte intensiver archäologischer Feldforschung. Die theoretischen Grundlagen dieser Studie sind inspiriert von Arbeiten von Historikern der französischen Annales-Schule. Wir benutzen ein Modell von agrikulturellen Langzeitzyklen, die demographischen Fluktuationen gegenübergestellt werden in einem Versuch, die Entwicklungen der untersuchten Region zu verstehen. Jedoch versuchen wir zugleich, die sozialen und ideologischen Dimensionen dieses Wandels einzubeziehen, die mit einer spezifischen Strukturierung und Anordnung der Landschaft verknüpft sind. Unsere besondere Aufmerksamkeit richtet sich auf die radikale Transformation, die während der Mittleren und Späten Eisenzeit stattfand, da diese einen großen Einfluss auf die Strukturierung und Anordnung der Landschaft in späteren Perioden hatte.

 

Visuelle Kultur im prähistorischen Südostitalien
Von Robin Skeates

Ausgehend vom Konzept "visueller Kultur", das die Einbindung von Kunst in dynamische menschliche Prozesse betont, untersucht dieser Artikel die prähistorische Archäologie der Provinz Lecce in Südostitalien, um eine Geschichte der sukzessiven visuellen Kulturen in diesem Gebiet zu schreiben vom mittleren Paläolithikum bis zur Bronzezeit. Es wird argumentiert, dass Kunst für die involvierten Gruppen eine Hilfe gewesen sein kann, mit Problemen in Subsistenz und Gesellschaft umzugehen, einschließlich der Umweltveränderungen, die die Kulturlandschaft und ihre Ressourcen betrafen, des Aufbrechens überkommener Sozialbeziehungen und des Etablierens und Aufrechterhaltens neuer Strukturen. Vor allem scheint Kunst zunehmend mit Äußerungen religiöser und auch mythischer Glaubensvorstellungen verknüpft worden zu sein, besonders mit der Darbietung von Zeremonien und Ritualen in ausgewählten Räumen wie z.B. Höhlen. Dies reflektiert wohl die Existenz einer langdauernden Tradition performativer Kunst in der Vorgeschichte, die Darbietende wie Beobachter involviert, und in der die Kunst der Strukturierung und Überhöhung des sozialen und sinnlichen Eindrucks des agierenden menschlichen Körpers dient.

 

Das mesolithische Erbe: eine Gegenüberstellung neolithischer Monumentalität in Ost- und Westschottland
Von Denise Telford

In der Vergangenheit wurden generalisierte sozioökonomische Modelle auf sämtliche neolithischen Monumente in ganz Schottland angewandt ohne die unterschiedliche physische Landschaft und die verschiedenen Kulturgeschichten des Landes zu berücksichtigen. Dieser Artikel untersucht, ob regionale Variationen in neolithischer Monumentalität mit vorausgehenden mesolithischen Disparitäten parallelisiert werden kann, und diskutiert das Ausmaß, mit dem mit der Einführung der Landwirtschaft zeitgleiche Sozialsysteme und damit auch die der Errichtung von Monumenten unterliegende Ideologie von geographischen Faktoren beeinflusst wurden. Als Interpretation wird vorgeschlagen, dass erstens Gegensätze zwischen der Westküste und den östlichen Lowlands bzw. Südostschottland, die während des Mesolithikums bestanden, im Neolithikum andauerten; zweitens die unterschiedlichen Funktionen von Monumenten während des Frühneolithikums generell durch die abweichende Topographie in Ost- und Westschottland vorgegeben wurden; und drittens während des jüngeren Neolithikums soziale Hierarchien in jenen Regionen entstanden, die für eine landwirtschaftliche Entwicklung geeignet waren.

 



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